Wirkung auf den Bewegungsapparat

 

 

Die Übersäuerung und die rheumatischen Erkrankungen - Ansatz der freien Atemschule

Fliesst die Atmung frei, so kommt der belebende Sauerstoff bis in das Gewebe des Bewegungsapparates (z. B. den Muskeln) hinein und auch die dort anfallende Kohlensäure wird abtransportiert. Kann der Atem in bestimmten Bereichen nicht frei fließen, so kommt es zu der heute häufigen Übersäuerung des Gewebes. Entzündungen, Schmerzen, Krämpfe, Muskelverhärtungen und Faszienverklebungen können entstehen. Darüber hinaus neigt ganz besonders das übersäuerte Gewebe leicht zu Verletzungen. Auch die Schmerzzustände des Bewegungsapparates, die unter dem Begriff  “Rheumatismus” zusammenzufassen sind, haben eine enge Beziehung zu einer reduzierten „Durchatmung“ des Gewebes. Daneben führt eine beeinträchtigte Atmung durch einen reduzierten Stoffwechsel zu einer Verringerung der das Gewebe aufbauenden und regenerierenden Kräfte. Vorzeitige Abnutzungserscheinungen bis hin zu Bandscheibenvorfällen und Arthrosen werden dadurch begünstigt.

Die Übersäuerung des Gewebes kann häufig die Folge von nicht nur einseitiger und falscher Ernährung sein sondern auch von erhöhten Anforderungen oder Erschöpfungen (körperlicher als auch mentaler Art ) sein. Erschöpfungszustände bei ungenügenden Regenerations-Ruhepausen führen zu mangelhaften Resynthesevorgängen (Energiebereitstellung)  sowohl im Leiblichen als auch im Seelischen. Aus diesem Grunde ist es wichtig darauf zu achten, dass es keine Missverhältnisse gibt zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Unterforderung und Überforderung, zwischen mentaler (seelischer) und körperlicher Aktivität. So werden die Übungen der Atemschule unter Berücksichtigung auch dieser Gesetzmäßigkeit angewendet und führen zur Entwicklung einer gesunden Spannkraft. Auch das Gewebe “atmet auf”.

Eine  weitere gesunde Wirkung

Eine weitere wesentliche Wirkung entsteht dadurch, dass die Entwicklung eines freien Atems immer auch mit der Entwicklung eines freien Bewusstseins (die Psyche) einhergeht. Dadurch wird wirklich auch das ganze Bewegungsleben des Menschen freier und leichter. Die freiere Atmung und eine freiere Bewegung entstehen gemeinsam durch ein freieres, gelösteres Bewusstsein. Jeder kennt den Zusammenhang zwischen Bewegungsleben und Bewusstsein. Fühlt sich der Mensch belastet und ohne viel Zuversicht, so ist meist auch seine Haltung und Bewegung unfrei und belastet. Hat er ein Ziel, das ihm Zuversicht gibt, so richtet dieses Ziel unmittelbar seine körperliche Haltung auf. Auch sein körperlicher Atemraum wird entfaltet und die Atmung fließt sofort freier. Kann der Mensch unbefangen und frei auf etwas zugehen und sogar Interesse dafür entwickeln, so wird seine Seele sein Atem und sogar sein Körper günstig in Bewegung gebracht.

Diese freie und unbefangene Beziehungsaufnahme ist heute leider oft erschwert. Denn das Bewusstsein (die Psyche) ist von vielen, oft unbewussten alten Eindrücken und auch traumatischen Erlebnissen wie besetzt und beschwert. Diese sind nach Erkenntnissen der Körpertherapieforschung und auch nach einer spirituellen Sichtweise im Körper abgelagert. Sie sind ein wesentlicher Faktor für Verspannungen und Blockaden.

Durch die freie Atemschule mit ihren Übungen lernt der Mensch neue tiefere Möglichkeiten und Perspektiven kennen. Dieses Neue ermöglicht zum einen ein relativ unkompliziertes Zurücklassenkönnen von alten belastenden Erfahrungen. Auf der anderen Seite sind diese Möglichkeiten und Perspektiven so umfassend, lebenspraktisch, vielfältig formuliert, so dass er sein Leben in fast allen Bereichen dadurch neu inspirieren, erweitern und sogar gründen kann.

Übungsweise in der freie Atemschulung ist davon geprägt, dass die Übungen nicht nur mechanisch d.h. rein physisch geübt werden sondern im Vorfeld der Praxis gedanklich erwogen und vorgestellt werden und erst im zweiten Schritt in die Ausführung kommen. Je klarer eine bildhafte Vorstellung die Übung begleitet um so leichter können Gedanken und Gefühle wie z.B. Assoziationen, die nicht der Übung zugehören, registriert werden und zurückgehalten werden. Das Bild der Übung kann so zur freieren Ausgestaltung kommen.   

 

Anwendungsbeispiel an der Körperübung des Dreiecks (trikonasana)

Durch das Dreieck läßt sich eine für den Bewegungsapparat äußerst günstige Aktivität kennenlernen und durch die Praxis entwickeln.

Diese günstige Aktivität führt den Menschen aus körperlichen Bewegungseinschränkungen hinein in gelöstere, weitere, freiere Bewegungen und Haltungen. Weiterhin führt diese Aktivität nach und nach den Menschen wirklich heraus aus den oben beschriebenen Beladungen des Bewusstseins mit alten Erfahrungen und Stimmungen. Er wird hingeführt zu ganz neuen Stimmungen und dem Erleben von Weite.  Das Erleben überträgt sich dann auf den Körper.

Bei der Ausführung beachtet man eine Gliederung: Der Stand ist breit und stabil. Der obere Bereich, der Schultergürtel und die Arme, ist gelöst. Die aktive Ausdehnung setzt im Bereich des Rippenbogens an (durch die eigene Aktivität unter Berücksichtigung) Durch die Gliederung gelingt eine Ausdehnung in der Flanke und weit in den Raum. Aus dieser Weite formt sich eine gesunde Spannkraft in der Wirbelsäule und zugleich eine sehr freies, weites und gelöstes Empfinden im Körper.

Diese Aktivität steht im Gegensatz zu einem ungegliederten, undifferenzierten Krafteinsatz. Dieser steigert zwar die Kraft kann aber nicht ein freies, differenziertes Körperempfinden und ein Empfinden der Weite fördern. So werden die Wirkungen nicht allein durch die Körperaktivität geschaffen. Die noch wesentlicheren Wirkungen entstehen durch die geschaffenen Empfindungen von Weite, Spannkraft und Leichtigkeit, welche auf den Bewegungsapparat und auch den Atem sehr nachhaltig wirken. Die Empfindungen werden erst durch ein gegliedertes Vorgehen in der Übung möglich.